Slowenische Literatur und Minoritätskultur
Der Forschungsbereich stellt sich vor
Der Forschungsbereich Slowenische Literatur und Minoritätskultur verbindet literatur- und kulturwissenschaftliche Zugänge zu den Formen und Genres slowenischer Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts mit Themen wie Mehrsprachigkeit, Migration, Transformation literarischer Systeme, Übersetzungstransfer und Übersetzungsgeschichte. Weitere Schwerpunkte sind Literatur, Kultur und Theater der slowenischen Minderheit im österreichisch-slowenischen Kontext sowie der Nexus von Literatur, Medialität und Erinnerungskultur.

Dieser Forschungszusammenhang beschäftigt sich aus primär transkultureller und polysystemischer Perspektive mit Phänomenen und Formen autobiographischen Schreibens, literarischer Mehrsprachigkeit, Mikroprozessen literarischer Konsekration sowie Fragen der Literaturvermittlung und Übersetzungsgeschichte. Untersucht werden sowohl die zentralslowenische Literatur als auch die literarische Praxis von Sprachminderheiten und emigrierten oder in den slowenischen Sprach- und Kulturraum eingewanderten Autorinnen und Autoren und deren literatursystemische Position. Der Forschungsbereich unterhält eine langjährige Kooperation mit dem Institut für slowenische Literatur und Literaturwissenschaften am Wissenschaftlichen Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften (ZRC SAZU).
Ausgewählte Publikationen:
Andrej Leben, Alenka Koron (Hg.): Autobiografski diskurz. Teorija in praksa avtobiografije v literarni vedi, humanistiki in družboslovju. Ljubljana: Založba ZRC SAZU, 2011.
Andreas Leben: Slowenische Exilliteratur der Jahre 1945–1950 in Kärnten, Zwischenwelt, Jg. 28, 2011, Nr. 1-2, 43-47.
Andreas Leben, Alenka Koron (Hg.): Literarische Mehrsprachigkeit im österreichischen und slowenischen Kontext, Tübingen: Narr/Francke/Attempto, 2019.
Felix Kohl, Andreas Leben: Literatura in nacija: Kako slovenska je slovenska literatura?, Razprave in gradivo, Jg. 87, 2021, 253-277.
Uhr Ferlež: Jean Vodaine in njegove vezi s slovensko poezijo, Jezik in slovstvo, Jg. 67, Nr. 1-2, 2022, 223-233.
Andreas Leben: Manifeste Mehrsprachigkeit in der aktuellen slowenischen Literatur: Eine Annäherung, in: Anja Burghardt, Eva Hausbacher (Hg.): Vielsprachigkeit der Sprache. Mehrsprachigkeit in den slavischen Literaturen, Tübingen: Narr Francke Attempto, 2025, 191-213.
Mehrsprachigkeit auf und hinter der Bühne ist seit geraumer Zeit ein zentrales, wenngleich noch wenig erforschtes Merkmal der slowenischen Theaterarbeit in Kärnten/Koroška, die ein überaus vielfältiges Spektrum vom Kinder-, Jugend- und Figurentheater bis hin zum Musik- und Tanztheater aufweist. Durch kontinuierliche Nachwuchsarbeit, Einzelprojekte, Kooperationen und neugegründete Theaterinitiativen sowie eine Reihe professioneller Akteur:innen in Bereichen wie Schauspiel, Regie, Szenographie, Tanz, Musik und Kulturmanagement sind diese Aktivitäten nicht nur ein integraler Teil der aktuellen Kärntner Theaterszene, sondern strahlen auch in die österreichische und slowenische Theaterlandschaft aus. Die damit verbundenen Phänomene und Rahmenbedingungen werden aus theoretisch-konzeptueller wie auch empirisch-praxeologischer Perspektive in den Blick genommen, mit Fokus auf die stetigen Veränderungen im Theater der slowenischen Minderheit. Der Forschungsbereich kooperiert mit der Akademie für Theater, Radio, Film und Fernsehen der Universität Ljubljana (AGRFT UL) und gab den Anstoß zur Gründung der Online-Plattform SLOGLED.
Die Zeit und die Folgen des Nationalsozialismus sind nicht nur ein ausgesprochen produktiver Bereich literarischer, künstlerischer, publizistischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzung, sondern auch Gegenstand zahlreicher erinnerungskultureller Aktivitäten und Initiativen in Kärnten/Koroška. Der Forschungsbereich widmet sich insbesondere den Erinnerungsnarrativen und literarischen oder künstlerischen Repräsentationen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus sowie den damit verbundenen Konzepten traditioneller, antagonistischer, dialogischer, translationaler und emanzipatorischer Erinnerungskultur.
Ausgewählte Publikationen:
Andrej Leben: V borbi smo bile enakopravne. Uporniške ženske na Koroškem v letih 1939-1955. Klagenfurt/Celovec: Drava, 2003.
Andreas Leben: Der Partisanenkampf im Spiegel slowenischer und deutschsprachiger Literatur. In: Hajnalka Nagy, Werner Wintersteiner (Hg.): Erinnern – Erzählen – Europa. Das Gedächtnis der Literatur. Innsbruck: Studienverlag, 2015, 138–152 (Schriftenreihe Literatur des Instituts für Österreichkunde 27).
Andrej Leben: Koroške (slovenske) vojne pripovedi med reprezentacijo in diskurzom. Primerjalna književnost, Jg. 38, Nr. 3, 2015, 121-138.
Andreas Leben: Female Characters in (Memorial) Literature about the Partisan Resistance in Carinthia. In: Elena Messner, Cristina Beretta, Goran Lazičić, Markus Gönitzer (Hg.): Women and Partisan Art. Aesthetics and Practices of Resistance in Yugoslavia and Carinthia, Bielefeld: transcript, 2025 (im Druck).
Die slowenische Emigrantenliteratur umfasst Autoren, die in der Vergangenheit aus Slowenien ausgewandert sind (die größten Gemeinschaften von Slowenen in der Welt leben in Argentinien, den USA, Australien und einigen europäischen Ländern). Diese Literatur ist in einem spezifischen historischen, literarischen und kulturellen Kontext entstanden und wird daher meist interdisziplinär untersucht. Neben den allgemeinen Interessen der Literaturwissenschaft sind daher wichtige Themen in diesem Bereich der Blick auf das Heimatland (das Konzept der imaginären Heimat), die Dualität der Identität und der Diskurs der Heimkehr.
Die interne Forschungsdatenbank BILIT geht auf das 2016 bis 2018 durchgeführte FWF-Projekt “Die zweisprachige literarische Praxis der Kärntner Slowenen nach der Einstellung des mladje (1991) und ihre Position im überregionalen literarischen Interaktionsraum” zurück und wird seither in Teilbereichen weitergeführt. Die Datenbank umfasst bibliographische Einträge zu literarischen Einzelpublikationen und Übersetzungen sowie Veröffentlichungen in etwa 60 österreichischen, slowenischen und italienischen Literatur- und Kulturzeitschriften, die für den Untersuchungszeitraum ausgewertet wurden. Neben der relevanten Forschungsliteratur sowie weiteren gedruckten und elektronischen Quellen enthält die Datensammlung Interviews mit Akteur:innen aus den Bereichen Wissenschaft, Literatur, Übersetzung, Verlagswesen, Publizistik, Veranstaltungsmanagement, Theater und Musik. Wichtigste Einträge wurden systematisch aufgearbeitet und verschlagwortet, eine Nutzung der Datenbank zu Forschungszwecken ist auf Anfrage möglich.
- Urh Ferlež: Looking Backwards in Space, Looking Backwards in Time – the Image of the Homeland in the Works of Selected Slovene Émigré Writers
- Felix Kohl: Reflexionen von Identität und Vergangenheit in neueren slowenischen Romanen
- Klasja Zala Kovačič (Universität Ljubljana): Govorjene različice slovenščine v gledališču na primeru izbranih predstav SNG Drama / Spoken Varieties of the Slovenian Language in Theatre with Reference to Selected SNT Drama Productions
- Claudia Mayr Veselinović: Politik, Identität, Kultur: Die Bedeutung der "YU"-Musik vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute
- Douglas Carlton McKnight (Georgetown University): Persecution and Resistance: The Carinthian Slovenes and Memories of the Second World War, ausgezeichnet mit dem Herbert-Steiner-Preis
- Milan Obid (Universität Klagenfurt): Stigma-Kapital-Symbol. Über die soziale Relevanz der Zugehörigkeit zur slowenischen Minderheit in Kärnten
- Dominik Srienc (Universität Klagenfurt): Im "Wörterholz". Zur Geste des literarischen Schreibens bei Florjan Lipuš, ausgezeichnet mit dem Preis des Amts der Republik Slowenien für Slowenen im Ausland
Weitere Abschlussarbeiten:
- Monika Podlogar (Universität Ljubljana): Novejša slovenska poezija na avstrijskem Koroškem (Neuere slowenische Lyrik im österreichischen Teil Kärntens), ausgezeichnet mit dem Nahtigal-Preis der Philosophischen Fakultät sowie dem Anerkennungspreis des Amts der Republik Slowenien für Slowenen im Ausland
OeAD-Sommerkolleg Literarisches Übersetzen (Slowenisch-Deutsch, Deutsch-Slowenisch) in Premuda
Kontakt
| +43 316 380 - 8234 Institut für Slawistik Montag, 14-15 Uhr nach vorheriger Vereinbarung per E-Mail! |
Urh Ferlez | +43 316 380 - 2530 Institut für Slawistik nach vorheriger Vereinbarung per e-Mail |
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