Tagung Literarische Mehrsprachigkeit

Literarische Mehrsprachigkeit in Österreich und Slowenien / Literarna večjezičnost v Avstriji in Sloveniji / Literary Multilingualism in Austria and Slovenia
• 26. & 27.04.2018, Universität Graz, Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3, 8010 Graz •
Konferenzsprachen: Deutsch, Slowenisch
Mehrsprachigkeit gilt im globalen Zusammenhang eher als Regelfall denn als Ausnahme. Auch aus der Literatur und dem Literaturbetrieb ist Mehrsprachigkeit nicht wegzudenken. Dennoch wäre es vermessen, in den Literaturwissenschaften einen „multilingual turn“ zu konstatieren, wie dies etwa in den Erziehungswissenschaften der Fall ist. Das Interesse am Phänomen literarischer Polyglossie nimmt seit den 1990er Jahren zwar stetig zu, allerdings ist die Mehrsprachigkeitsforschung weit davon entfernt, die in Europa seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert dominierenden nationalphilologischen Betrachtungsweisen zu erschüttern, geschweige abzulösen. Der Umstand, dass es – wie Monika Schmitz-Emans prägnant formuliert hat – kaum eine Region, ein Land, ein Staatsgebilde gibt, wo Literatur ausschließlich in einer einzigen Sprache verfasst wird, scheint daran nichts ändern zu können.
Die Tagung Literarische Mehrsprachigkeit fokussiert auf zwei solche Gebilde: Österreich und Slowenien. Beide sind in historischer wie aktueller Hinsicht durch enge wechselseitige Beziehungen miteinander verbunden und zeichnen sich durch ihre faktische Multilingualität aus. Nichtsdestotrotz – oder vielleicht gerade deshalb – dominieren auch in diesen beiden Ländern monolinguale Grundüberzeugungen den gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Diskurs. Vor diesem Hintergrund weist die Auseinandersetzung mit literarischer Mehrsprachigkeit per se über den Forschungsgegenstand hinaus, etwa indem sie die Vorstellung von voneinander abgegrenzten, miteinander sogar konkurrierenden Gesellschaften und Literaturen unterläuft, neue Blickfelder öffnet und Austauschprozesse über Sprachen und Wissenschaftsdisziplinen hinweg befördert.
In diesem Sinn sollen die Beiträge von Forscherinnen und Forschern, die institutionell in Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich und Slowenien verankert sind, aus globaler, (trans-)nationaler und regionaler Perspektive einen inhaltlich breiten Bogen zum Thema der Tagung spannen, der unausweichlich über den österreichisch-slowenischen Kontext hinausreicht. Die Diskussion wird von der Erörterung grundlegender konzeptioneller Herangehensweisen zu literarischer Mehrsprachigkeit über Beispiele zwei- und mehrsprachiger Praktiken in der Literatur autochthoner Sprachminderheiten und migrierter Autorinnen und Autoren bis hin zu Formen des Schreibens im Exil und in der vielsprachigen Doppelmonarchie reichen. Historische, innovative und subversiven Aspekte literarischer Polyphonie werden dabei ebenso zur Sprache kommen wie die Frage der Formen, Funktionen und Rezeption mehrsprachiger Literatur, aber auch Problemfelder wie Sprachwechsel und Sprachverlust. Die Tagung schließt mit einer offenen Podiumsdiskussion zu den Perspektiven transnationaler Literaturgeschichte(n).
Tagungsbroschüre zum Download (PDF)
Im Rahmen der Tagung findet ebenfalls statt:
„Lingua franca“ – das literarische Programm zur Tagung: 2 Länder – 3 Städte – 5 Lesungen
Organisation
Andreas Leben
Institut für Slawistik