ANTITEXT
Charkiwer Ausstellung in Graz
ANTITEXT ist eine Ausstellung des Literaturmuseums Charkiw über Strategien der kulturellen Auslöschung. Für Charkiw, von 1919 bis 1934 Hauptstadt der ukrainischen Sowjetrepublik und Zentrum avantgardistischer Literatur-, Kunst- und Architekturexperimente, erinnert an die Repression und die Zensur der ukrainischen Kultur. Graphisch eindrucksvoll in der Tradition der Avantgarde vom Designkollektiv Grafprom (Charkiw/Graz) gestaltet, spannt die Ausstellung einen Bogen vom frühsowjetischen Totalitarismus bis zur Gegenwart. Denn der aktuelle Invasionskrieg geht erneut mit einem Übergriff auf das ukrainische Kulturerbe einher.
Mariya Donska eröffnete die vom Institut für Slawistik in Kooperation mit Mariia Norazian (Grafprom) organisierte Ausstellung im Foyer der Aula im Hauptgebäude der Universität Graz im Rahmen der ÖGSl-Jahrestagung. Lehrende und Studierende, die sich an der Grazer Slawistik die ukrainische Sprache und Literatur erforschen oder studieren, trugen Gedichte sowohl auf Ukrainisch als auch in der deutschen Übertragung einer Studentin der Slawistik vor. Besonders eindrucksvoll war die interaktive Rezitation des Gedichts „Misto“ (Der Ort) von Mihajlo Semenko, das gemeinsam mit dem Publikum gelesen wurde und so eine besondere Atmosphäre der Teilhabe schuf.
Beim Ausstellungsrundgang am 19.11. wurden gemeinsam mit Mariia Norazian verschiedene ‚Wege‘ durch die Ausstellung erprobt. Sie stehen symbolisch für die Möglichkeit und Notwendigkeit, um das verdrängte bzw. verdeckte literarisch-kulturelle Leben der Ukraine zu bewahren, zu erinnern und fortzuführen.