LITERATUR IM KULTURZENTRUM BEI DEN MINORITEN
Literatur ost<>west
Der Morgen ist durchwirkt mit Regeln des Verschwindens.
LESUNG: Milena Michiko Flašar, Dragana Tripković, Sophie Reyer
Lesung der Übersetzung: Ninja Reichert
Für Studierende der Slawistik ist der Eintritt kostenlos!
Termin: MI, 24. September 2014
Figuren verweigern sich, Figuren werden verlassen oder verlassen, Figuren werden mundtot gemacht, Dinge entgleiten: Verschwinden und das (ästhetische) Aufbegehren gegen das Verschwinden sind Topoi zeitgenössischer Literatur. Milena Michiko Flašar, Dragana Tripković und Sophie Reyer setzen sich in offenen, suchenden, ins Schweigen wie in die Vielstimmigkeit laufende Verfahren damit auseinander.
Die Ich-ErzählerInnen, die Milena Flašar in ihren Romanen einführt, schauen mit Empathie auf die (fiktionale) Welt, und die Autorin mit Empathie auf den Ich-ErzählerInnen, sie hockt sich nicht, sie schmiegt sich in sie, und was sie sie sagen und denken lässt, ist verdichtet, als kämen die Sätze aus dem Schweigen oder aus einem anderen Raum.
Ähnlich kompromisslos wie die Texte von Milena Flašar sind jene der montenegrinischen Schriftstellerin Dragana Tripkoviæ, wenngleich Dragana Tripkoviæ ihre Arbeiten ironischer und explizit gesellschaftskritisch anlegt. Der Gestus des Bewahrens trägt in ihren Texten eine deutlich politische Konnotation, das Leben der einfachen Menschen, das Leben derer, die aus dem öffentlichen Gedächtnis zu verschwinden drohen oder nie dorthin gelangen, wird lakonisch erzählt.
Sophie Reyer schreibt Texte, die eher an Musikpartituren als an konventionelle Erzähltexte erinnern, man könnte auch sagen, Sophie Reyer generiert labile Sprachgefüge, die vom Verschwinden handeln und zugleich anzwitschern wider das Verschwinden.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit ISOP und dem Internationalen Haus der Autorinnen und Autoren Graz. Unterstützt durch die Kulturvermittlung Steiermark. Dragana Tripković ist Stipendiatin des internationalen Hauses der Autoren und Autorinnen Graz.
Milena Michiko Flašar, Foto: privat
Dragana Tripković, Foto: Ivan Cojbasic
Sophie Reyer, Foto: Konstantin Reyer